Die Tanknadel neigt sich gefährlich Richtung „Süden“ – es ist Zeit, wieder ein polnisches Wochenende zu verbringen. Seit dem die Dieselpreise in Deutschland so angestiegen sind, versuche ich wann immer es geht, in Polen zu tanken und verbinde das dann mit einem Wochenende in Polen. Hohenwutzen an der Oder ist nicht weit von Berlin und in etwas mehr als einer Stunde ist man dort. Trotzdem war es schon dunkel, als ich dort schließlich ankam. Bis ich endlich mal loskomme, gibt es ja doch immer noch einiges zu erledigen: Wasser auffüllen, Kleidung, mein Fotozeugs und Nahrungsmittel einladen, vorsorglich noch mal duschen. Und wie meistens stand auch diesmal noch ein kleiner Einkauf auf dem Programm. Und natürlich Diesel tanken und auch Gas auffüllen.
Ich versuche nach Möglichkeit es zu vermeiden, erst im Dunkeln am Zielort anzukommen. Selbst wenn ich den Platz für die Nacht schon kenne, gerade jetzt im Winter, können dort ganz andere Bedingungen herrschen, die ich lieber bei Tageslicht sähe. Gerade erst hatte ich mich in Thüringen festgefahren und diese Erfahrung brauche ich so schnell nicht wieder. Zumal Hilfe holen beim Freistehen irgendwie immer doof ist. Diesmal aber ist alles gut gegangen. Auch wenn alles verschneit war, der Platz direkt an der Oder bei Bielinek war trotz Schneedecke immer noch ziemlich gut.

Der Abend war eisig kalt, minus 4 Grad zeigte das Thermometer. Der zunehmende Mond schien klar vom Himmel und wurde vom Schnee reflektiert, sodass es so hell war, dass ich keine Taschenlampe benötigte, als ich mit Fritzi rausging. Es war eine frostige, fast unwirklich anmutende Szenerie. Herrlich!
Die Nachttemperatur ging dann noch bis minus 8 Grad runter und ich war froh, dass meine Heizung funktionierte und auch während der Nacht keine Probleme bereitete.
Ein strahlender Wintertag
Ausgeruht und frisch erwartete uns ein toller Wintermorgen. Ich wurde gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang wach und freute mich, wie die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg zu Olga fanden. Nach der Raubtierfütterung und zwei Bechern Kaffee, während der ich eine Wanderroute plante, ging es endlich raus. Nicht nur ich zeigte mich begeistert, auch Fritzi war voll der Freude und schob sich immer wieder halbseitig durch den Schnee. Leider war ein kalter Wind aufgekommen und am Himmel zeigten sich immer mehr Wolken.

Der Weg führte erst am Deich entlang durch die flachen, verschneiten Oderauen. Im Schutze des Deiches war der Wind erträglich. Dann dreht der Weg ab und es ging auf die Kante des Oderbruchs zu. Wir passierten eine aus drei Häusern bestehende Siedlung, ließen diese aber sehr schnell hinter uns, weil dort zwei sehr wütende Schäferhunde deutlich machten, dass dieses ihr Territorium sei.

Dann erklommen wir den Höhenzug des Oderbruchs und wanderten auf diesem in Schlangenlinien und stetem auf und ab wieder zurück zu Olga. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blich über das Oderbruch bis rüber nach Deutschland. Den verschneiten Weg durch den Winterwald hatten wir ganz für uns. Nur Wildtiere hatten ihre Spuren im Schnee hinterlassen.
Bei Olga angekommen, freute ich mich über einen weiteren heißen Kaffee und ein spätes Frühstück, bevor wir uns dann weiten Richtung Norden auf den Weg machten. Ich hatte zwei nicht so weit entfernte Stellen als mögliche Stellplätze herausgesucht, die ich aus früheren Besuchen schon mal ins Auge gefasst hatte. Der Weg führte über verschneite Straßen, die nicht geräumt waren. Es ist hier einfach so abgelegen, dass sich der Aufwand wohl nicht lohnt bei dem wenigen Verkehr.

Die erste Stellplatzalternative stellte sich dann als untauglich heraus. Ich wollte auf gar keinen Fall irgendwelche Risiken eingehen und Wege durch Wald und Flur nutzen. Aber ich hatte ja noch einen Plan B. Und der entpuppte sich dann auch als gut, ganz am Rand eines winzigen Dorfes direkt an der Oder gelegen. Und auch dort zog es uns dann gleich wieder hinaus in die Natur, die hier einfach beeindruckend schön ist. Sanft geschwungene Höhen, kleine Bäche, versprengte Gehöfte aus einer anderen Zeit. In der Ferne war immer mal ein Hofhund zu hören. Und immer wieder gab es die Blicke auf die über die Ufer getretene Oder und den Sound der aufgeregten Gänse und anderen Wasservögel dazu.

Die Tage sind noch kurz und schnell war die Dämmerung herangekommen. Aber ich war zufrieden mit dem Tag und konnte die gemütliche, warme Atmosphäre in Olga gut genießen.
Lost im Tal der Liebe
Nach einer ruhigen Nacht und dem Morgenkaffee ging es raus zur ersten Fritzi-Runde des Tages. Tauwetter hatte eingesetzt und es ging ein unangenehmer starker Wind. Aber das konnte uns nicht schrecken, denn das Ziel, ein ehemaliger Park mit dem Namen „Tal der Liebe“, klang doch einfach zu verlockend. Die Stürme der letzten Jahre haben dem Park jedoch ganz schön zugesetzt und einige Wege sind gesperrt. Andere sind wegen umgefallener Bäume fast ein Hindernisparcours. Die in Komoot angegebenen Wege waren auch nicht alle zu finden, sodass wir dann ein paar offgrid-Abschnitte hatten. Das war wegen des steilen Geländes und des Schnees schon abenteuerlich. Fritzi war begeistert, denn der Park ist auch von Wildtieren stark frequentiert … .

Ein Besuch im Park lohnt sich in jedem Fall, weil man auch sehr viele Informationen zu der interessanten Geschichte des Parks erhält. Wir werden sicher noch mal im Frühjahr / Sommer wiederkommen.
Am Ende war ich dann froh, wieder am Wagen gewesen zu sein, denn der starke kalte Wind blies mir die 2 Kilometer entlang der Oder heftig ins Gesicht. Und auch Fritzi war wenig begeistert. Nach dem Frühstück plante ich dann den nächsten Standortwechsel. Allzu weit sollte es nicht gehen. Ich wollte etwas in das stark bewaldete Hinterland des Oderbruchs, in den Landschaftspark Cedynia fahren. Den kannte ich bereits von vorherigen Besuchen. Dort lag noch richtig viel Schnee (5 cm Schneedecke) und so richtig traute ich mich nicht hineinzufahren. Ich parkte erst mal am Rand und wollte dann im Rahmen einer Wanderung mögliche Stellplätze erkunden. Die Wanderung war toll in dieser wunderschönen hügeligen Waldlandschaft.

Wolfsspuren oder doch nur frei laufende Hunde?
Abgesehen von Tierspuren und ganz vereinzelt mal menschliche Spuren war alles unberührt. Irgendwann bemerkte ich Spuren im Schnee, die wie Hunde- oder Wolfsspuren aussahen. Es waren die Spuren von 3 Tieren und keinen Menschenspuren weit und breit. Hatte ich es hier mit einem Wolfsrudel zu tun? Ich denke, dass es auch hier Wölfe gibt, denn weiter südlich und auf der deutschen Seite gibt es sie auf jeden Fall. Ich fand dann auch noch Losung (sehr frisch), die zu einem Wolf passen würde. Insbesondere auch, weil sie mitten auf dem Weg war – so markieren Wölfe ihr Revier. Später, im Wagen las ich dann noch etwas zu Wolfsspuren und ich denke, dass es tatsächlich die Spuren von Wölfen waren. Im Nachhinein wurde mir dann schon ein wenig komisch, da ich auch Fritzi eigentlich die ganze Zeit freilaufen ließ. Hunde können durchaus auch Opfer von Wölfen werden … . Aber ist ja alles gut gegangen.

Auf der Wanderung fand ich dann übrigens auch noch einen geeigneten Stellplatz für die Nacht. Dieser war direkt an der Straße, an der Einfahrt eines Forstweges. Das war aber hier, mitten im Wald, kein Problem.

Der Abend war dann gemütlich entspannt. So eine Gasheizung ist bei diesen Temperaturen ein Segen.
Problem mit der Aufbaubatterie
Am Morgen bemerkte ich, dass mein Bedienpanel für die Elektrik blinkte, das Symbol für die Aufbaubatterie. Auch versagte der Wechselrichter seinen Dienst und gab nur ein Piepsen von sich, anstatt meinen Wasserkocher zu betreiben. Das war komisch, die Batterie war laut Votronic-Anzeige noch mehr als halbvoll. Beim Druck auf die Taste von der Aufbaubatterie zeigte sich jedoch nur ein unzureichender Füllstand? Leider bin ich in solchen Dingen nicht sehr bewandert und werde mir wohl mal Rat suchen müssen. Nachdem ich den Motor ein paar Minuten im Stand laufen ließ, ging das Blinken der Kontrollleuchte übrigens aus … . Konnte es an der Temperatur der Aufbaubatterie gelegen haben?

Der Weg nach Hause ist immer mit gemischten Gefühlen behaftet. Einerseits schaute ich auf eine tolle Zeit unterwegs zurück, andererseits blickte ich bereits auf die vor mir liegende Arbeitswoche … . Daran konnte auch ein Zwischenstopp im Leuenberg und eine kurze Wanderung dort um den Großen Haussee nichts ändern.
Der Trip in Kürze
Gefahrene Kilometer: 208
Gewanderte Kilometer: 46
Verluste / Schäden / Probleme: Aufbaubatterie spinnt
Meine Wanderungen auf diesem Trip in einer Komoot-Collection:
https://www.komoot.de/collection/2530364/-polnisches-oderufer
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